Braten im Ofen - Spagat am Strickhof

Plötzlich ein Braten im Ofen – Spagat am Strickhof

Für Strickhofschüler, welche die Berufsmatura berufsbegleitend (BM-BB) besuchen, bedeutet es, einen Spagat zwischen Schule und Beruf machen zu müssen. Dies meistern sie oft ohne grössere Probleme und es bleibt in den meisten Fällen auch noch genügend Zeit für Familie, Freunde und Hobbies, ohne sich zu sehr verbiegen zu müssen. Genauso bin ich im Sommer 2018 in mein BM-Abenteuer gestartet.

Doch als ich im November desselben Jahres die Hiobsbotschaft bekam, dass meine damalige Freundin und jetzige Ehegattin schwanger sei, blühte mir, dass dieser einfache Spagat bald noch schwieriger sein würde.

Simon

In Anbetracht dessen, dass wir damals keine Pläne hatten, unsere Gene zu vereinen, um ein neues Leben zu erschaffen, und ich gerade anfing, weniger zu arbeiten, um mich weiterzubilden, war die ganze Situation ein kleiner Schock für uns. Mir kamen leise Zweifel, ob wir mit dieser neuen Situation zurechtkommen würden.

Doch solche Gedanken verflogen schnell, da man sich in der Euphorie sicher ist, dass alles nicht so schwer zu bewältigen sein würde. Nach dem ersten Schreck kam dann aber auch schnell die Freude über das neu entstehende Leben und der natürliche Stolz eines Mannes, sein Erbgut verbreiten zu können und ein Kind von seiner Partnerin geschenkt zu bekommen.

Als im Sommer 2019 mein zweites Jahr am Strickhof anfing, war ich nun also nicht mehr nur Schüler und Arbeitnehmer, sondern auch noch Ehemann und Vater einer wunderschönen Tochter. Natürlich hat die Hauptlast in der Kinderbetreuung meine Frau mit der Eröffnung der doppelzapfsäuligen Milchbar und permanenten Öffnungszeiten zu tragen, doch möchte ich sie so gut wie möglich dabei unterstützen. Dadurch haben sich meine Prioritäten und mein Zeitmanagement hinsichtlich des Unterrichtes schlagartig verändert. Das Zeitfenster, in dem ich im vergangenen Jahr Hausaufgaben machte und für Prüfungen büffelte, war von nun an gefüllt mit Familienzeit. Auch die Nächte waren in den ersten zwei Monaten sehr kurz, so habe ich Stunden damit verbracht, unsere Tochter mit schier endlosem, hypnotisierend wirkendem Treppensteigen ins Traumland zu befördern.

Neben dem Familienleben gilt es auch noch, meine Freunde, Freizeitbeschäftigungen, die Schule und den Beruf unter einen Hut bringen. Da hilft es, die Hobbies auf ein Minimum zu beschränken und den Freundeskreis mit meinem Anhang zu treffen, da ich auch in der Freizeit nicht auf Frau und Kind verzichten möchte. Und das Wichtigste ist, die Hausaufgaben und allfälliges Lernen für Prüfungen auf dem Weg zu oder von der Arbeit im Zug zu verrichten, oder dann, wenn die Lieben am Abend schon im Bett sind. Auch lese ich meinem Nachwuchs anstatt nur Kinderbücher auch Schulbücher vor, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Ihr ist es in diesem Alter noch «pupsegal», was den Inhalt betrifft, und sie hört mir, unabhängig vom Inhalt, fasziniert zu.

Einen Beweis, dass dieser noch grössere Spagat funktioniert, erbringe ich mit dem Beitrag für diesen Blog, für welchen ich auch noch die Zeit habe, einen Bericht zu verfassen. Natürlich sitze ich währenddessen in einem Zugabteil auf dem Heimweg und freue mich schon auf zu Hause, wo ich meine geliebte Frau und meine wundervolle Tochter in die Arme schliessen kann, ohne noch an die Schule denken zu müssen.


 

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