Meine Entscheidung als dreifache Mutter zu studieren und die Reaktionen darauf

Ich habe immer gearbeitet, zuerst 100 % dann mit Kind noch 40 %. Das war akzeptiert, eigentlich ein wenig erwartet worden. Als ich nach dem dritten Mutterschaftsurlaub entlassen wurde und eine Laufbahnberatung in Anspruch nahm, waren alle begeistert und fanden es toll, dass ich mich neu orientieren möchte. Auch als ich mit der Idee eines Studiums, genauer dem Umweltingenieur-Studium an der ZHAW kam, war die Begeisterung noch gross. Ich habe mich genauer informiert und herausgefunden, dass ich das Studium in einem 50%-Pensum in sechs Jahren absolvieren kann. Aber zur Zulassung brauche ich noch die BMS, welche auch in Teilzeit zwei Jahre dauert. Das bedeutet: 8 Jahre Schule!

Mein Mann und ich haben zuerst alles durchgesprochen bezüglich der Kinderbetreuung (ich war beinahe 1 Jahr zuhause gewesen), dem wegfallenden 2. Lohn und der Belastung durch die Schule, den Hausaufgaben und dem Haushalt. Er hat mich von Anfang an sehr unterstützt und so entschied ich mich, dieses Riesenprojekt in Angriff zu nehmen.

Als ich dann meine Familie und Freunde darüber informierte, waren die Reaktionen zweigeteilt. Die einen Kollegen und Kolleginnen fanden es toll und waren begeistert, dass ich nun noch etwas für mich mache und haben mir sofort ihre Unterstützung angeboten. Andere hingegen, vor allem ältere Mitmenschen und flüchtige Bekannte, waren sehr skeptisch. Ich bekam als Reaktion von einem netten Lächeln begleitet mit der Frage: «Du willst also studieren?» über: «Wieso willst du studieren, du hast doch einen Mann und drei Kinder zuhause.» bis zu: «Die armen Kinder, die werden doch total vernachlässigt!»

Das waren sehr entmutigende Kommentare. Allerdings hat es auch meinen Ehrgeiz geweckt, es diesen Skeptikern zu zeigen! Zudem glaube ich, ist es besser, wenn ich etwas mache, das mich zwar fordert aber erfüllt, als wenn ich einfach irgendetwas arbeiten gehe, dabei aber total unzufrieden bin. Ich meine, was macht es für einen Unterschied, ob ich zwei Tage arbeite oder zwei Tage in die Schule gehe? Für die Kinder keinen! Solange ich zuhause bin und unsere drei kleinen Kinder wach sind, kann ich nichts für die Schule machen. Also haben sie dann meine gesamte Aufmerksamkeit. Und wenn ich weg bin, macht es für sie keinen Unterschied ob ich zur Arbeit oder zur Schule gehe. Einzig meine Freizeit hat sich sehr verändert. Nun verbringe ich sie fast ausschliesslich mit Lernen und Hausaufgaben machen.

Zudem möchte ich natürlich allen drei Kindern, aber vor allem meinen beiden Mädchen, zeigen, dass es nicht die einzige Erfüllung im Leben sein muss, zuhause mit Partner/in und Kindern zu sein. Natürlich sind manche Leute überglücklich dabei, das sollen sie auch sein. Aber in spätestens 15 Jahren sind unsere Kinder entweder in der Lehre oder selber im Studium: Und was mache ich dann? Sitze ich zuhause oder habe ich eine Arbeitsstelle die mich erfüllt und ich als sinnvoll erachte? Dann, für mich, doch lieber das Zweite. Und dazu habe ich nun den ersten Schritt gemacht!

Die ersten Wochen waren sehr aufreibend und haben mich oft zweifeln lassen ob das wirklich eine gute Idee ist. Die Umstellung von Arbeit zu «nur Schule» war doch sehr gewöhnungsbedürftig und die Einarbeitung in den Schulstoff anstrengend. Es hat viel Zeit und intensives Lernen benötigt um mich in den Unterrichtsstoff einzuarbeiten. Doch nach dem Erstellen eines «Hausaufgaben-Planes», dem damit verbundenen strukturierten Lernen und den ersten erfolgreichen Prüfungen geht es schon besser. Es ist noch immer viel Arbeit und Aufwand, aber ich habe ein Ziel und dieses will und werde ich erreichen.

– Nicole, BM2 –

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