Wie ich an den Strickhof kam

Es waren äusserst frostige Tage, Ende 2016 auf der Baustelle des neuen AgroVet-Forschungszentrums im nebligen Eschikon. Ich kannte sie gut. Zusammen mit einer Dachdeckerfirma hatte ich die Aufgabe, als Maschinist eines mobilen Baukrans die Blechdächer der Forschungsställe fertigzustellen. Wenn man sich das Ausmass des Baus vor Augen führt, fällt einem auch die riesige Fläche ins Auge. Dies bedingte, dass ich mehrere Wochen auf dem Gelände beschäftigen war.

Die Arbeit war eintönig, das Wetter garstig. Wir waren froh, konnten wir uns in den Pausen in der Kantine auf dem Gelände aufwärmen. Dabei entging mir nicht, dass der Strickhof ein breites Ausbildungsangebot offeriert. Jedoch hatte mich das nicht zu interessieren, bot mir doch der Beruf als Kranchauffeur eine äusserst vielseitige und erfüllende Arbeit (ausser vielleicht Abertausende Blechpaneelen auf ein Dach heben… ).  Irgendwann kam auch auf dem Strickhof der Tag, an dem wir mit der letzten Paneele die Arbeit auf dem Dach beendeten. So faltete ich meinen Kran zusammen und zog weiter, zu den nächsten Baustellen.

Die Jahre strichen ins Land und mir gefiel mein Beruf noch immer. Tagsüber ging ich meiner Arbeit nach, am Abend und am Wochenende meinen Freizeitbeschäftigungen. Ein klassisches Arbeiterleben mit dem Glück und der Freude, die einem der Alltag bescheren konnte. Manchmal beschlich mich jedoch das Gefühl, man könne mehr tun, als einfach so ins Jahr zu leben. Häufig schob ich dann diesen Gedanken auf die Seite. Doch als ich 25 wurde, ein paar meiner Freunde schlossen gerade das Studium ab, nahm auch ich mir vor, einen Schritt weiter zu gehen.

In meiner Lebenssituation schienen die Rahmenbedingungen für eine Weiterbildung geeignet zu sein: nicht an eine Familie gebunden, ein paar bescheidene Ersparnisse auf der Seite und motiviert, etwas in die Zukunft zu investieren.

Janosch

Die beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten durch Weiterbildungen sind als Kranchauffeur relativ begrenzt. Da mir meine Arbeit jedoch sehr gut gefällt, ich mir jedoch ein paar Türchen für die Zukunft öffnen will, wurde ich aufmerksam auf eine berufsbegleitende Ausbildung, um die Maturität zu erlangen. Dadurch kann ich mein selbstständiges Leben fortführen und muss nicht wochenweise im Schulzimmer sitzen. Also entschied ich mich sehr spontan den Vorbereitungskurs für die Aufnahmeprüfung zu besuchen. Zufälligerweise gibt es am Strickhof ein solches Expressangebot für Spätentschlossene.  Tatsächlich gelang mir dann eine genügende Note an der Aufnahmeprüfung. Nun ging es um die Wahl der Schule. Als gelernter Forstwart bot sich mir der Strickhof mit seinem naturwissenschaftlichen Profil an, so zögerte ich nicht lange.

Und nun bin ich drei Jahre später wieder hier am Strickhof. Heute jedoch plagen mich weniger die eisigen Temperaturen, sondern mehr die unangekündigten Tests, die Hausaufgaben und die angekündigten Tests. Bereuen muss ich bis heute meinen eingeschlagenen Weg nicht. Die Klasse ist schwer in Ordnung, die Lehrerinnen und Lehrer verstehen ihr Fach und auch ich bekomme die Kurve, wenn ich mir die Schularbeit über die Woche gut einteile.

Wenn mich jemand fragt, warum ich mir diese Ausbildung antue, kann ich ihm keine abschliessende Antwort geben, habe ich doch kein konkretes Ziel nach der Schule. Allerdings hat es sich für mich nur schon gelohnt, wenn ich etwas besser Französisch kann, weiss wie die Kernspaltung funktioniert und mein Horizont etwas weitert ist.


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